Catholicism Wow Eine größere Sünde als häretisch zu sein, ist es, langweilig zu sein.

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22. Juni 2006 Gnaden-Grabbing?  Elli hat natürlich völlig recht: Ich kann mich hier nicht in dunklen Andeutungen über eventuell fragwürdige Äußerungen ergehen und dann keine Erklärungen folgen lassen. Wir sind ja hier schließlich nicht beim stern...
Also jetzt zu meiner Erfahrung mit einem "Impuls" von Totus Tuus mit Leon Dolenec (laut Programm), der als "mehr oder weniger der Gründer unserer Bewegung" vorgestellt wurde. Den vorher durch den gesamten Saal per Lautsprecher hämmernden Lobpreissound kann man auch als zu aufdringlich empfinden, ich fand ihn geil.
Dann kam Leon Dolenec und gab laut Moderator einen Impuls zum Thema "Kann die Liebe Gottes dich wirklich glücklich machen? Sowas in der Richtung, oder Leon?" Daß weder der Anmoderator noch Leon Dolenec so genau wußten, wie das Thema das "Impulses" eigentlich war, wurde während seines Vortrages noch deutlicher, denn ein roter Faden war nicht zu erkennen. Getragen wurde der ganze Auftritt allein durch die anstrengend gutgelaunte und aufgeregte Präsenz des Redners. Inhaltlich hat er vor allem von seinen spirituellen Erfahrungen erzählt, neigt aber problematischerweise dazu, sie zu absolutieren. So suggeriert er mehrmals, beim Lobpreis müsse man die Hände heben und "Halleluja" rufen, nur um dann am Rande hinzuzufügen "muß man natürlich nicht unbedingt". Auch wenn er von seiner Erfahrung spricht, nach einer Beichte beim Kommunionempfang innerlich "gebrannt" zu haben, suggeriert er den Zuhörern deutlich, wenn man beim kommunizieren nicht brenne, sei man nicht innerlich "rein", weil man keine wirklich gute Beichte abgelegt habe.
Zum Abschluß wurde der Stil seines "Impulses" immer manipulativer, wenn er vor dem gemeinsamen Abschlußgebet eine "besondere Erfahrung" herbeiredet, die sich gleich ereignen würde und mehrmals diejenigen auffordert, die sich darauf nicht ganz einlassen wollten, jetzt den Raum zu verlassen. Denn das würde das Gebet stören. Auch wieder ganz am Rande bemerkt er, natürlich könne es auch sein, daß der eine oder andere nichts besonderes bemerke - aber ein Anfang sei dann gemacht.
Dies alles hat schon nicht unbedingt dazu beigetragen, meine grundsätzliche Sympathie für "Totus Tuus" besonders zu stützen. Im Rahmen des Herbeiredens einer besonderen Gebetserfahrung aber verstieg er sich zu der Aussage, die ich zuvor als "theologisch zumindest fragwürdig" bezeichnet habe. Zum Thema "göttliche Gnade" nämlich führte er ungefähr folgendes aus: "Wenn Deine Eltern und Freunde Gottes Gnade nicht wollen, dann sei nicht traurig! Dann bitte Gott um diese Gnade und Du wirst sie bekommen. Das ist dann zwar schade für die, aber umso besser für Dich! Denn Du wirst umso mehr Gnade erhalten!"
Daß dies hanebüchene Theologie ist, liegt auf der Hand. Zum einen ist es keineswegs so, daß es nur einen begrenzten Vorrat an göttlicher Gnade gibt, so daß man sich bemühen muß, möglichst viel davon zu bekommen und möglichst noch die liegengelassene Gnade anderer einzusacken. Zum anderen zeugt es nun wirklich nicht von christlicher Gesinnung, schnell für sich selbst um die liegengelassene Gnade anderer zu bitten, anstatt für diese anderen zu bitten.
Es mag sein, daß Leon Dolenec im Überschwang seiner Rede hier einfach irgendwas erzählt hat, was ihm gerade so eingefallen ist - denn das ist ja nicht unbedingt immer vom Heiligen Geist. Das kann passieren, sollte aber vermieden werden. Schließlich saßen dort eine nicht ganz so kleine Anzahl von Jugendlichen im Saal, die das vielleicht ernstgenommen haben - schließlich ist Leon Dolenec "mehr oder weniger der Gründer unserer Bewegung" und Leiter von Totus Tuus.

Das alles kam mir tatsächlich sehr, sehr merkwürdig vor. Gar nicht merkwürdig waren allerdings die männlichen Mitglieder von Totus Tuus, die wie ich in der Turnhalle der Domschule übernachtet haben. Man sollte eine geistliche Bewegung vielleicht auch nicht ausschließlich aufgrund einer seltsamen Begegnung mit ihrem (mehr-oder-weniger) Gründer beurteilen. Deshalb hier noch ein Link auf Totus Tuus.

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Kommentare:

Auch wenn er von seiner Erfahrung spricht, nach einer Beichte beim Kommunionempfang innerlich gebrannt zu haben, suggeriert er den Zuhörern deutlich, wenn man beim kommunizieren nicht brenne, sei man nicht innerlich rein, weil man keine wirklich gute Beichte abgelegt habe.


Ich kann deine Probleme mit dem Vortrag gut nachvollziehen. Ich habe vor einigen Jahren mal ein Zeugnis von ihm gehört und ich fand es schlicht unerträglich. Das transportierte Schema F – vor der Bekehrung gings mir schlecht, nachher gut, alles happy – führt doch dazu, dass man als Bekehrter sich zwingen muss, sich gut zu fühlen, religiöse Hochgefühle zu haben. Wenn ein solcher Bekehrter dann wirklich mal in ein tiefes Loch fällt (sowas nennt der Psalm 23 “finstere Schlucht”, ein treffendes Bild), dann ist er darauf nicht vorbereitet. Ich habe das bei einigen Medjugorje-Bekehrten in meinem Bekanntenkreis erlebt, und das Risiko ist groß, dass diese dann den Glauben verlieren. Dabei sind die Zeiten der Trockenheit die Zeiten im Glaubensleben, wo unser Glaube in eine größere Tiefe geführt wird.
Benedikt () (URL) - 24 Juni '06 - 15:30


Es kommt darauf an, an wen man sich richtet. Leon Dolenec hat vor allem die Jugendlichen angesprochen, denen es schwer fällt, in dieser Zeit und in ihrer glaubensfeindlichen Umgebung sich ernsthaft für ein Leben mit Gott zu entscheiden. Ohne ein persönliches Erlebnis mit der Liebe Gottes ist diese Entscheidung kaum möglich. Die Erfahrung machen wir von Totus Tuus immer wieder, und das enspricht auch dem, was große Heilige über das geistliche Leben sagen (z.B. Johannes v. Kreuz). Deswegen versuchen wir immer, die Jugendlichen zu einer solchen Erfahrung hinzuführen (das ist es, was wir unter Neuevangelisierung ). Die Jugendlichen brauen einen Ansporn und können ruhig mal ein wenig herausgefordert werden (deshalb z.B. auch der Hinweis, mal ein wenig seine Ängste zu überwinden und beim Lobpreis wirklich “dabei” zu sein).


Was den Vorwurf der Suggestion betrifft, erinnere mich, dass Leon Dolenec bzgl. seiner Erfahrungen Beichte und Kommunion ausdrücklich erklärt hat, dass das bei ihm ein Art “Anfangserfahrung” war, während heute meist nur der trockene Glaube bleibt.


Bzgl. der Verabsolutierung der eigenen Erfahrung betrifft, ist diese Anfangserfahrung, von der Leon gesprochen hat, tatsächlich weitgehend verallgemeinbar (ich verweise da wieder auf Johannes v. Kreuz).


Dass das natürlich nicht für Menschen gilt, die im Glauben schon mehr oder weniger gefestigt sind, ist klar. Aber wie gesagt: Man kann es nicht allen recht machen und muss Prioritäten setzen. Ich höre natürlich auch gerne theologisch tiefsinnige Vorträge, aber die wird man von Totus Tuus nie hören, denn unsere Aufgabe ist die Neuevangelisierung vor allem der Jugend.


Was Du über das “Gnaden-Grabbing” schreibst – da muss ich zugeben, ich kann mich nicht erinnern, dass sowas gesagt wurde. Die bildliche Vorstellung, dass sich im Himmel die Gnaden stapeln, weil sie kaum jemand haben will und kaum jemand darum betet, finde ich aber schon amüsant, und die Bitte “gib mir das, wenn es andere nicht haben wollen” nicht verwerflich. Dass das einer genauen theologischen Analyse nicht standhält, kann man wohl nicht bestreiten – aber darum ging es dabei wohl auch nicht.


Was die Grundstruktur von Zeugnissen betrifft (@Benedikt), ist es natürlich klar, dass vor der Bekehrung alles schlechter war als danach, sonst bräuchte man sich nicht bekehren (dass nachher allerdings plötzlich “alles happy” ist, habe ich noch nie gehört). Dass viele frisch bekehrte Menschen nach einer Zeit (wenn das Gefühl langsam schwindet) in ein tiefes Loch fallen, liegt eher daran, dass sie keine vernünftige Begleitung haben und die Zeit der Trockenheit nicht verstehen, die sie früher oder später erwartet. Ich habe schon zahlreiche Menschen getroffen, die immer noch dieser sinnhaften Anfangserfahrung nachjagen, obwohl Gott sie schon viel weiter und tiefer in den Glauben führen möchte. Das kommt aber erst später. Zunächst mal die Erfahrung – eins nach dem anderen…
Dirk () (URL) - 26 Juni '06 - 15:17


Das, was du schreibst, kann ich nur unterschreiben, Dirk. Heute bekehren sich viele Menschen aufgrund solcher “sinnenhafter Anfangserfahrung”, doch man sollte nicht in den Fehler verfallen, diese als die vollkommene Religiosität anzusehen. Irgendwann stößt das Gefühl – wie im übrigen auch der Verstand – an seine Grenzen.


Für jemanden wie mich, der einen sehr intellektuellen Zugang zum Glauben gefunden hat, haben viele dieser Zeugnisse einen schalen Beigeschmack hinterlassen, weil sie diese sinnenhaften Erfahrungen so überbetont haben.
Benedikt - 27 Juni '06 - 17:11


Interessanterweise war auch meine treue Leserin Elli vor Ort und hat denImpulsals Mitglied von Totus Tuus ebenfalls gehört. Mit ihrer Erlaubnis zitiere ich aus ihrer Mail:


Hm, was mir auffällt ist, dass man sicher vieles mißverstehen kann, wenn man Totus Tuus oder Leon selber nicht so gut kennt. Deine Einwände sind ja berechtigt, wenn der Impuls so rübergekommen ist.


Das mit dem “Brennen” nach der Hl.Kommunion war ein persönliches Zeugnis gewesen. Etwas, was ihm passiert ist, als er das erste Mal mit dem festen Willen zur Umkehr gebeichtet hatte (“Meine Sünden liefen bei jedem Kreuzzeichen wie ein Film vor meinen Augen ab. Das wollte ich endlich loswerden.”) Diese Erfahrung war aber nur einmal, also zu Beginn seiner Umkehr. Ich weiss, dass er und seine Frau heute ihren Glauben aus der Trockenheit ohne großartige Gefühle erfahren und leben. Sie wissen, dass es nicht auf diese sinnliche Erfahrung ankommt, aber bei nicht- (ganz-so-) Gläubigen eben notwendig ist.
Das mit der “besonderen Erfahrung” beim Gebet ist etwas, worauf wir (Totus Tuus) setzen: Dass Gott nämlich selbst eingreift und den Menschen berührt. Wir können das nicht machen, sondern nur einen Rahmen schaffen. Und das ist unser Bemühen. Dazu muss ein Mensch aber bereit sein, und wenn er nicht will, wird Gott ihn nicht zwingen. Das war nicht manipulativ, sondern herausfordernd gemeint. Ich glaube, dass der eine oder andere (nicht jeder) diese Aufforderung, sich Gott vertrauensvoll zu öffnen, benötigt. Du kennst doch unsere deutschen Gemeinden.


Zu dem Punkt mit der Gnade Gottes: Bei der Erscheinung von Katharina Laboure (Wundertätige Medaille, du weisst schon) hatte die Muttergottes bunte Edelsteine in der Hand, von denen Strahlen ausgingen (auf gut geprägten Medaillen auch zu erkennen). Auf die Frage von Katharina, was das für Edelsteine seien, sagte Maria: “Das sind die Gnaden, die keiner will.” – Darauf spielte Leon an. Es war mehr ein: “Seid nicht traurig, dass eure Familie sich nicht bekehrt, denn wenn ihr euch (durch die Gnaden) bekehrt, bekehrt sie sich auch.” Keinesfalls bedeutete das, Gnaden wären abgezählt oder nur begrenzt zu haben. Und erst recht nicht, dass man sich freut, wenn sich andere nicht bekehren. Wäre denn Totus Tuus ein Evangelisationsteam, wenn wir das glauben würden? Wir bemühen uns ja gerade darum, dass sich möglichst viele bekehren, sonst würde ich meine Wochenenden nicht irgendwo in Deutschland in Gemeinden verbringen, sondern die Hände in den Schoß legen.


Will zum Schluss kommen: Zu keiner Zeit sollten persönliche Erfahrungen verabsolutiert werden, und auch nicht die Spiritualität von TT. Es tut mir echt leid, dass das so rübergekommen ist. Totus Tuus ist mit der Kirche verbunden und ich versichere dir, dass wir in allem der Lehre der Kirche unterstehen.
Dybart Simpson für Elli - 27 Juni '06 - 18:24


Hallo Dirk,


daß Leon Dolenec angesprochen hat, daß er heute solche Erfahrungen nicht mehr hat, kann sein, ist bei mir aber dann nicht als besonders wichtige Information angekommen. Der eigentliche Punkt meiner Kritik war aber auch, daß durch seine Art des Vortrags der Eindruck erweckt wurde, diese Erfahrung sei das Ergebnis einer echten Beichte, man habe also vermutlich noch nie “echt” gebeichtet, wenn man soetwas nicht erlebt habe.


Ich fürchte ein wenig, daß bei dieser Art der Evangelisation über das Ziel, “einen Rahmen zu schaffen” und “anzuspornen”, sich für Gott zu öffnen, hinausgeschossen wird und man in Versuchung gerät, (bewußt oder unbewußt) eine Erfahrung “herstellen” zu wollen. Indizien für diese Gefahr sehe ich darin, daß immer wieder betont wurde, jetzt gleich werde man eine Erfahrung mit Gott machen und rhethorisch die herausgedrängt wurden, die das ganze skeptisch sahen.


Der Hauptpunkt ist aber die Idee, die Du nocheinmal betont hast, nämlich, daß ohne eine solche “Anfangserfahrung” Glauben “kaum möglich” sei und dies auch “tatsächlich weitgehend verallgemeinbar“ sei (“ich verweise da wieder auf Johannes v. Kreuz”).
Nun ist Johannes vom Kreuz eigentlich eher für das Gegenteil einer solchen sinnenhaften “Anfangserfahrung” bekannt, nämlich für die “dunkle Nacht der Seele”, in der der Mensch Gott weder erfährt noch versteht, also einem Zustand der gefühlten Gottferne, vor allem aber bedeutet eine Erfahrung, die Du, Johannes vom Kreuz und vielleicht alle Mitglieder von Totus Tuus gemacht haben mögen, keineswegs, daß eine solche Erfahrung verallgemeinerbar wäre.
Eine solche Ansicht wäre ein großes Mißverständnis und würde im übrigen auch all jenen, denen es an einem solchen “Anfangserlebnis” mangelt, den Glauben absprechen, zumindest aber den “echten” Glauben. Daß eine solche Position weder durch Tradition noch durch Lehramt gedeckt wird, ist klar, denke ich.
Dybart Simpson - 27 Juni '06 - 18:54


Doch, Johannes vom Kreuz, Theresa von Avila und andere Mystiker geben ja genau an, dass diese “erste Bekehrung” “sinnenhaft” ist. Daher auch die Betonung darauf, in der Trockenheit weiter zu glauben. Wenn wir bei Johannes vom Kreuz bleiben, kann man die “Nacht der Sinne” erst als “dritte Umkehr” bezeichnen.


All das gehört aber eben nicht in eine Jugendkatechese. “Brei habt ihr nötig, nicht feste Speise” sagt doch auch Paulus zu den Glaubensschwachen.
Elisabeth () (URL) - 27 Juni '06 - 20:21


Hi Elisabeth,


nee, das ist immer noch der selbe Denkfehler. Auch wenn Deine, Dirks, Johannes vom Kreuz und Theresa von Avilas und von mir aus sogar aller Mystiker “erste Bekehrung” sinnenhaft war, bedeutet das keineswegs, daß dies immer so ist.
In dieser Gruppe mag das bei allen so gewesen sein. Aber das bedeutet eben nicht, daß es bei jedem Katholiken so ist.
Und wenn man davon die Echtheit des Glaubens abhängig macht, dann wird es meiner Meinung nach gefährlich, denn damit sprecht ihr einer Großen Anzahl von Katholiken den Glauben ab. Und das halte ich für nicht zulässig.
Dybart Simpson - 27 Juni '06 - 22:28


Um es nochmal zu präzisieren, damit wir nicht aneinander vorbeireden: es geht mir nicht darum, zu behaupten, daß es keine sinnenhaften “Anfangserlebnisse” geben könnte oder daß daraus niemals echter Glaube entstehen könnte, sondern schlicht darum, festzuhalten, daß es auch Glauben ohne ein solches Erlebnis geben kann und daß dieser keineswegs defizitär oder weniger “echt” ist.
Dybart Simpson - 27 Juni '06 - 22:58


Ich denke, es kann wirklich eine Hilfe von Gott sein, wenn er solche Sinneseindrücke zu Beginn der Bekehrung schickt. So ähnlich wie bei Thomas, dem Jesus nach der auferstehung eine Berührung anbot, sozusagen (ich weiß, ich bin ein Literat).
Es muß nicht sein, was besser und was schlechter ist, wage ich nicht zu beurteilen.
Meine Bekehrung war eine recht sanfte, langdauernde Geschichte. Gott ist ohne großes Trara in mein Leben getreten (ich hab sozusagen auf einmal an ihn geglaubt), und nach und nach offenbarte sich mir der Weg in die kath. Kirche, das ernsthafte, praktizierende Leben als Katholik und dort stehe ich jetzt noch, denn ich kann nicht sagen, daß ich schon ein toller Katholik bin (dazu ist bspw. mein Gebetsleben noch zu stark eine Berg- und Talfahrt).
Jedenfalls hat Gott mir bisher keine übertriebenen Sinneseindrücke geschenkt (hier und da eine gewisse Ahnung von Gottes Präsenz), was aber auch damit zu tun haben kann, daß das Opus Dei mir beim Weg in die Kirche geholfen hat, und die setzen ja nu eher weniger auf fühlbare Erfahrungen – was ich weder als besser noch als schlechter einstufe, es ist halt ein anderer Weg.
FingO () (URL) - 28 Juni '06 - 10:35


Was die Zeugnisse betrifft, kann ich wieder nur rein subjektiv mich Benedikt anschließen: Ich muß gestehen, daß ich damit auch eher weniger anfangen kann. Was eben vielleicht daran liegt, daß bei mir und dem Umfeld, daß sich bekehrte (d.h. meinem Vater, meinem Bruder, meinem Firmkind und seinem Firmkind)es eben nicht so ne radikale Sache war: Ich war vorher ein anständiger Atheist, der vor Religionen durchaus Respekt hatte (sogar beim evangelischen Religionsunterricht war) und nachher leider auch kein Heiliger und schon gar nicht ein Mensch, der keine Probleme hat. Auf die anderen läßt es sich dementsprechend übertragen.
Sicherlich können solche Zeugnisse für Leute wichtig sein (mal banal gesagt: sonst würde es sie nicht geben), mir haben da eher nüchterne Glaubens“zeugnisse” geholfen.
FingO () (URL) - 28 Juni '06 - 10:41


Hi,
niemandem wird der Glaube abgesprochen, der eine solche Erfahrung nicht gemacht hat.
Liebe Grüsse
Elli
Elisabeth () (URL) - 28 Juni '06 - 11:06


Hi Elli,
das war ein hilfreicher Hinweis, auch wenn das für Dich wahrscheinlich selbstverständlich war.
Damit dürfte die Frage, ob man auch ohne sinnenhaftes Anfangserlebnis einen echten Glauben haben kann, ja im allgemeinem Konsens geklärt sein.
Damit ich aber verstehe, was Ihr (oder auch nur Du) gemeint habt: was versteht ihr denn darunter, daß diese Erfahrungen “(weitgehend) verallgemeinerbar” seien? (Das nämlich scheint mit der Ausgangspunkt des Mißverständnisses zu sein.)
Dybart Simpson - 28 Juni '06 - 15:13


@Elli: Wollte das auch weder Dir noch den Totus Tuus-Leuten unterstellen, ich hoffe,das kam nicht so rüber, wenn, dann entschuldige ich mich. Wollte eher den Weg, wie ich zum GLauben gekommen bin, darstellen.


Gegen Totus Tuus habe ich ohnehin nichts, erstens tolles Motto, zweitens ist eine der wenigen Lobpreis-CD’s, die ich zuhausehabe, die eure, und es ist, bis auf die neokatechumenalen Gesänge, die einzige Lobpreisgeschichte, die mir wirklich gut gefällt. (Vor allem Veni Creator Spiritus und Seine Liebe endet nie, schön in Szene gesetzt :) )
Nur um das mal klarzustellen, daß ich nicht irgendwie was gegen emotional gelebten Glauben per se habe oder so.
FingO () (URL) - 28 Juni '06 - 15:32


@Dybart
Das hatte Dirk gesagt, aber ich denke dazu: Man kann es soweit verallgemeinern, dass es im Leben eines Gläubigen einen Moment gibt, an dem er eine persönliche Entscheidung für Gott gefällt hat, ob mit oder ohne Gefühl. (Pater Buob gibt z.B. den Moment in seiner Jugend an, als er ganz nüchtern für sich in Gedanken feststellte, dass er ohne Hl. Messe nicht mehr leben könnte.) Es handelt sich um eine erste, selbstständige Entscheidung für ein Leben mit Gott.


Vielleicht halten die Leute uns Charismatiker für permanent emotional, wenn es um den Glauben geht. Aber das stimmt nicht. Jeder von uns kennt die Zeiten des einfachen Glaubens, auch wir müssen diesen Weg gehen.


@FingO
Nein, das kam auch nicht so rüber. :-)
Elisabeth () (URL) - 28 Juni '06 - 18:56


Hi Elli,
das stimmt, aber ich dachte mit Deinem Posting “Doch“ hättest Du dem zugestimmt. Den Punkt mit der bewußten Entscheidung für Gott kenne ich so auch von den Evangelikalen und sehe ich im übrigen genauso. Eine bewußte Entscheidung ist aber eigentlich etwas anderes als ein “Anfangs-_erlebnis_”.
Ich denke, zumindest wir sind uns inhaltlich einig (Dirk hat ja noch nichts dazu gesagt), allerdings fände ich es geschickter, an den Stellen, an denen es um allgemeine Bekehrung geht, auch von einer “Entscheidung für Gott” zu sprechen, denn dann können manche Mißverständnisse vielleicht vermieden werden.
Dybart Simpson - 28 Juni '06 - 19:15


Es ist dann natürlich fraglich, warum im Zusammenhang eines Forums deutscher Katholiken unbedingt ein Zeugnis über Anfangserfahrung gegeben werden muss. Die Jugendlichen dort sind ja eben zumeist recht überzeugte Katholiken, die entweder ihre Anfangserfahrung schon gemacht habe, oder aber solche, die in einer katholischen Familie aufgewachsen sind und einen mehr oder weniger spirituellen Glauben haben. So wie ich es einschätze, kann für diese Zielgruppe ein solches Zeugnis eher kontraproduktiv sein.


Die erste Gruppe kennt diese Anfangserfahrung ja schon und bräuchte nun eher Input, wie es danach weitergeht. Sie fühlt sich vielleicht in ihrem bisherigen bestätigt, kommt aber an dieser Stelle nicht weiter.


Die zweite Gruppe wird den Vortragsraum vielleicht verwirrt verlassen (das habe ich ähnlich erlebt). Denn sie kennt diese Anfangserfahrung, die doch irgendwie als notwendig für den Glauben empfunden wird, nicht. Sie kann das vielleicht nicht einordnen, versucht nun überflüssigerweise eine solche Erfahrung zu produzieren oder sperrt sich auf der anderen gegen eine echte Erfahrung.


Damit ich aber nicht nur destruktiv meckere, möchte ich ein paar Gegenvorschläge machen, wie man die oben angesprochenen Probleme vermeiden kann.


1. Man sollte den Jugendlichen klar machen, dass es verschiedene Wege gibt, die Gott uns in unserem Leben führt. Jugendliche lassen sich natürlich besser durch Beispiele ermutigen als durch trockenen Vortrag, daher sind Zeugnisse ein hilfreiches Mittel. Aber es muss gewährleistet sein, dass diese Zeugnisse die verschiedenen Glaubenswege reflektieren und eben auch über dieses einmalige Erlebnis hinausgehen.


2. Das Zeugnis muss in den Alltag münden. Es muss daraus hervorgehen, wie derjenige seinen Glauben im Alltag zu leben sucht. Was für Auswirkungen hat mein Glaube, wenn ich einen ungläubigen Freund/Freundin habe? Wie sieht es mit dem Gebetsleben und dem sakramentalen Leben im Alltag aus? Was ist mit Schule/Studium/Beruf? (Und für das Forum wäre auch sehr wichtig: Wie gehe ich mit den Problemen in der Gemeinde um, die sich für überzeugte Katholiken leider oft ergeben. vgl. die Diskussion bei FingO: http://www.blogger.com/comment.g?blogID=.. )


3. Das Thema Berufung sollte ebenso thematisiert werden. Gottes Plan in meinem Leben, Gottes Wille mit meinem Leben, das sind Themen, die katholische Jugendliche beschäftigen. Was sind Kriterien einer Berufung, zur Unterscheidung der Geister.


Es geht bei einem solchen Treffen darum, dass Jugendliche Hilfe für ihr Glaubensleben erfahren. Dazu sollte man schauen: Wo stehen die Angesprochenen, was könnte ihnen Nutzen bringen? Dass man beim FDK auf andere Ergebnisse kommt, als bei einer Gemeindemission oder einer Medjugorjewallfahrt, versteht sich von selbt.


(Eines noch zum Abschluss: Ich war in Fulda leider nicht zugegen, daher weiß ich nicht, wie dieses Programm konkret aussah. Meine Vorschläge besagen daher nicht, dass ich das im Programm vermisse.)
Benedikt - 29 Juni '06 - 16:32


Was die Berufung betrifft: Na ja, ich weiß nicht… Das könnte viele Jugendliche weitaus mehr verwirren als irgendwelche Zeugnisse (und das habei ch am eigenen Leib miterlebt), da man recht schnell auch bei gutgemeinten Katechesen einen falschen Eindruck von der Berufung bekommt und in ständiger Angst leben kann, daß man seiner Berufung nicht folgt bzw. daß Gott Pläne mit Deinem Leben hat, die Du Dir niemals vorstellen kannst, was nicht nur Angst machen, sondern zur Verzweiflung führen kann, wenn schlechte äußere Umstände dazukommen. In der Hinsicht fand und finde ich immer wieder den Ansatz vom Opus Dei, die starke Rücksichtnahme auf den Freien Willen, weitaus besser, um Themen wie Berufung anzuschneiden, als ich es bisher aus charismatischen Kreisen mitbekommen habe.
FingO () (URL) - 30 Juni '06 - 15:30


Ja, da stimme ich mit dir überein. Berufung hat nicht nur mit Gottes Willen zu tun, sondern auch mit der Antwort des Menschen auf den Anruf Gottes. Das ist – wie man so schön sagt – ein “dialogischer Prozess”. Aber diese Dinge sollten im Rahmen eines solchen Jugendprogramms schon thematisiert werden, finde ich.
Benedikt - 30 Juni '06 - 16:35





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