Catholicism Wow Eine größere Sünde als häretisch zu sein, ist es, langweilig zu sein.

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02. Januar 2006 Nochmal Volxbibel  Grundsätzlich bin ich ja massiv neidisch auf breite Blogger-Subkultur Berlins, wo einige Blogger auch einfach mal eine Lesung mit den besten Postings ihres Blogs veranstalten - und da kommen auch noch Leute hin.
Vor Weihnachten war ich immerhin auf einer Lesung eines Bloggers, der allerdings nicht aus seinem Blog, sondern aus der Volxbibel vorlas. [Martin Dreyer], der Gründer der Jesus Freaks, hat ja bekanntermaßen das Neue Testament in die Jugendsprache übertragen und ist damit am extremen rechthaberischen Rand der evangelikalen Szene maßiv angeeckt. Auf der Lesung, die mir ganz gut gefallen hat, konnte ich nicht umhin, mir eine Volxbibel anzuschaffen - und ich habe sogar ein wenig darin gelesen.
Kurz: sie ist weitaus besser, als man vielleicht befürchten konnte. Die durchgeknallten Vorschläge "Engel" mit "Instantmessanger" oder "Postbote von Gott" zu übersetzen, wurden nicht verwirklicht und sogar auf das Wort "Scheiße" wurde gänzlich verzichtet. Trotzdem finde ich manche Übertragungsversuche noch immer seltsam: etwa das Gleichnis von der entlaufenen Katze (Lk 15, 1-7). Manchmal hat man einen Kompromiß gefunden und die Version mit den traditionellen Bildern und die mit den neu erdachten einfach nacheinander gesetzt: so steht etwa das Gleichnis von der guten Software direkt nach dem über das Fruchtbringen (Mt 13,4-9) und ist einfach zur Abgrenzung kursiv gedruckt. Ebenso das Gleichnis vom Fischernetz und das vom Mailwasherprogramm (Mt 13,47-51).
Manche Formulierungen sind echt ganz witzig, wenn etwa das eschatologische Hochzeitsmahl unter der Überschrift "Was abgeht auf der Party Gottes" (Mt 22,1-14) beschrieben wird und dort der Präsident nach dem Mord an seinem Sohn total ausrastet und "ein paar von der GSG 9 los[schickte], um die Mörder zur Rechenschaft zu ziehen. In andere Städte schickte er sogar seine Armee und ließ alles plattmachen." Um der Verständlichkeit willen geht die Volxbibel aber teilweise auch soweit, daß sie Dinge nicht nur überträgt, sondern auch welche hinzufügt, die im Urtext nicht vorkommen. So findet man in der Elberfelder Übersetzung zum Abschluß des Gleichnisses die Frage des Königs an einen Gast ohne Hochzeitsgewand: "Freund, wie bist du hier hereingekommen, da du kein Hochzeitsgewand hast?" (Mt 22,12) Die Volxbibel überträgt: "Mein Freund, wie bist du denn hier so reingekommen. Da lag doch extra ein Armani-Anzug für dich im Foyer?" Ebenso beim Abschluß des Gleichnisses: "Denn viele sind Berufene, wenige aber Auserwählte" gegen "Denn sehr viele haben ne Einladung bekommen, aber nur wenige waren bereit dazu, sich dafür klarzumachen." Unabhängig davon, ob Martin Dreyers theologische Deutung des Gleichnisses korrekt ist, halte ich es für problematisch, eine zugegebenermaßen schwierige Stelle dadurch verständlich zu machen, daß man sie in der Übertragung eindeutiger macht, als sie es im Urtext ist.
Zum Schluß noch eine formale Anmerkung: die Sprache ist mal treffend, mal übertrieben, mal eher Karikatur - sicher das Grundproblem der Volxbibel, daß Martin Dreyer im Vorwort sogar auf den Punkt bringt: "In Schwaben "schwätzt" man, in Dortmund wird "gelabert". Deshalb wird für den einen ein Vers aus der Volxbibel cool klingen und für den anderen eher peinlich".
Trotz der Bedenken, halte ich die Volxbibel für ein mutiges Experiment. Die Vorwürfe aus der rechthaberischen Ecke sind hanebüchen und verkennen völlig, daß es Martin Dreyer darum geht, das Evangelium zu verkünden. Das muß man anerkennen, auch wenn man die Form für untauglich hält.
Die Volxbibel ist jedenfalls ein Erfolg. Wenn wir Pech haben, dann nur, weil ein Haufen Christen die Idee lustig fanden und daher eine Volxbibel gekauft haben, wenn wir Glück haben, dann wird Gott damit aber tatsächlich einige Leute neu erreichen können. Ich jedenfalls werde dafür weiterhin das eine oder andere Gesätz des Lichtreichen Rosenkranzes beten.



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Kommentare:

Sehe ich komplett auch so (wenn auch kein Besitzer der Volxbibel). Auch nur einen näher an Gott zu bringen hätte den Aufwand gelohnt. Und die Abneigung anderer auch.
Ralf () (URL) - 02 Januar '06 - 21:15


Da kommt dann doch meine heimliche Leidenschaft für das Traditionalistentum durch, denn ich halte von dem, was ich bisher gehört habe, rein gar nichts. Früher (und ich meine nicht vor V2, sondern zu wirklich altvorderen Zeiten, also zur Zeit der Kirchenväter) haben die Leute auch nicht eine neufassung der bibel in griechischem Stil geschrieben, einige fanden sogar den Stil der Bibel simpel, sie haben die Bibel so angenommen, wie sie (übersetzt) ist.
Ok, eine Neufassung finde ich jetzt kein Problem, ich find es aber krampfhaft aufgesetzt, frei nach dem Motto: He! Wir Christen können auch voll cool sein!
Ich habs da weitaus lieber, wenn ein Mensch das Evangelium etwas schnodderig auslegt UND man merkt, daß da nichts gekünsteltes dabei ist.
FingO () (URL) - 03 Januar '06 - 10:45


Sehe ich ähnlich wie Fingo. Ich habe letztens ein paar Probeseiten der VB in den Händen gehabt und finde, daß das Teil so schnell wie möglich ins Altpapier wandern sollte. Mit Bibel hat das IMHO nichts zu tun und abgesehen davon wirkt die völlig aufgesetzte Jugendsprache (ich kenne keinen Teenie der so spricht) ziemlich peinlich.
fono () (URL) - 04 Januar '06 - 09:23





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Die Frage ist so gemeint, wie sie gestellt ist. Also erst ein grosser, dann ein kleiner Buchstabe.
 

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